Udo  Lattek

Udo Lattek

* 16.01.1935
† 01.02.2015
Erstellt von abschied nehmen
Angelegt am 06.02.2015
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Über den Trauerfall (2)

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Traueranzeige

06.02.2015 um 18:02 Uhr
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Udo Lattek

06.02.2015 um 18:02 Uhr

 

Es ist erst einige Tage her, dass die Sportwelt sich an Udo Lattek erinnerte. Der erfolgreichste Fußball-Trainer Deutschlands, der sein ganzes Berufsleben lang im Rampenlicht stand und das genossen hat, feierte einsam in einem Kölner Pflegeheim seinen 80. Geburtstag mit seiner Ehefrau Hildegard. „Er hat zwei Riesenbildschirme. Einen in unserer Wohnung, einen zweiten in der Pflegestation“, sagte seine Frau neulich, „manchmal habe ich den Eindruck, er schaut zu. Manchmal auch nicht.“

 

Seit 2011 hatte Lattek sich allmählich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und seine Auftritte in der Fußball-Gesprächssendung „Doppelpass“ eingestellt. Zwei Jahre später hatte er sich wegen eines gutartigen Tumors und zwei Schlaganfällen einer Gehirnoperation unterziehen müssen. Lattek hatte anschließend im Rollstuhl sitzen müssen und ihm war diagnostiziert worden, dass er an der Parkinsonschen Krankheit und an Altersdemenz leidet. Gestern Nachmittag wurde bekannt, dass der frühere Fußballtrainer bereits am vergangenen Wochenende verstorben ist.

 

Bereitschaft zum offenen Wort

 

Der frühere Sportlehrer Lattek, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Familie aus Ostpreußen geflohen war, schaffte als Fußballspieler nicht den großen Durchbruch. Seine Fertigkeiten am Ball reichten in der Spitze für drei Jahre Ober- und Regionalliga Nord beim VfL Osnabrück. Anschließend wechselte der ausgebildete Sportlehrer 1965 als Jugendtrainer zum Deutschen Fußball-Bund.

 

Fünf Jahre später soll sich Franz Beckenbauer stark dafür gemacht haben, dass der FC Bayern München den bei den Spielern unbeliebten Trainer Branko Zebec durch den jungen Lattek ersetzte, der den jungen Kickern beim DFB taktisch und psychologisch imponiert hatte. Seine Bereitschaft, das offene Wort zu pflegen, machte ihn auch bei den Medien so beliebt, dass Lattek später als Kolumnist tätig wurde und fast 800 Fernseh-Talkshow-Auftritte hatte.

„Es ist ohne Zweifel so, dass Ottmar ein ganz großer Trainer ist“, sagte er 2008 zum Abschied Hitzfelds beim FC Bayern, „ich war ein großer Trainer, er war es bis gestern auch. Aber um die Fakten mal auf den Tisch zu legen: Ottmar ist sieben Mal Deutscher Meister geworden, ich acht Mal. Es ist schade, dass eine solch große Trainerpersönlichkeit schon so früh abtritt. Aber ich bin auch froh, denn jetzt kann er mich nicht mehr einholen.“

 

In seiner Ära war Lattek der moderne Pep Guardiola: Erst schaffte er mühelos den Umstieg vom FC Bayern zum härtesten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach. Zwar hatte er für die Saison 1975/76 eigentlich schon seine Zusage bei Rot-Weiss Essen, einem inzwischen in den Niederungen verschwundenen Traditionsverein, gegeben, doch änderte er flink bei dem besseren Angebot der ambitionierten Gladbacher seine Meinung − wie immer mit offenem Visier: „Was würden Sie denn machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad (Essen) und einem Mercedes (Mönchengladbach) hätten?“

Und während Lattek 1974 mit dem FC Bayern den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der Champions League, gewonnen hatte, triumphierte er 1982 als Trainer des FC Barcelona im 1999/2000 eingestellten Europapokal der Pokalsieger.

 

Beliebter Fachmann

 

Sichtbare Freude bereitete Lattek auch im fortgeschrittenen Alter aus der Medienwelt noch einmal in die Bundesliga einzusteigen und Unmöglichkeiten vorzuführen: Obwohl er in seiner vermeintlich letzten Trainerstation 1992 noch einmal sechs Monate Schalke 04 betreut hatte, bis der Vereinschef Günter Eichberg ihn im Winter entließ, verschloss er sich knapp zehn Jahre später nicht einem letzten Coup: Für fünf Spieltage übernahm Lattek 2000 mit dem Assistenten Matthias Sammer das Traineramt im in Gelsenkirchen verhassten Dortmund, um die akut gefährdete Borussia tatsächlich vor dem Abstieg zu retten.

 

eine zahlreichen Kontakte und die Fähigkeit zu pointierten, prägnanten Sätzen machten ihn zum beliebten Fachmann. Lattek plauderte in den Fernsehsendungen und Kolumnen gelegentlich immer wieder interessante Details aus, die ihm aus der Branche bekannt geworden waren. „Vielleicht gibt es beim FC Bayern auch sprachliche Probleme“, ulkte er vor sechs Jahren, „wenn Jürgen Klinsmann sagt: ‚Wir müssen vertikal spielen‘, dass dann einer fragt: ‚Wo spielt der denn? Den kenn ich ja gar nicht ...‘“.

 

 

Quelle: www.mz-web.de/udo-lattek