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Helmut Dietl
08.04.2015 um 10:24 Uhr
Er war der Schöpfer von „Kir Royal“ und „Schtonk!“ und machte aus München das Tor zu einer besseren Welt: Der Regisseur Hemut Dietl ist im Alter von 70 Jahren gestorben.
Seit den Tagen Thomas Manns hat München nicht mehr so geleuchtet wie in den Filmen und Fernsehserien von Helmut Dietl. Selbst wer die Schickeria für eine Erfindung selbstverliebter Südländer hielt, wurde von der Leichtlebigkeit des Lebens angesteckt; Monaco Franze, der ewige Stenz, verkörperte sie in Dietls gleichnamiger Miniserie auf unwiderstehliche Weise. Und spätestens bei „Kir Royal“ wollte dann jeder drin sein. Was aber gar nicht so einfach ist – denn nur wer reinkommt, ist drin.
Mitte der 80er Jahre war der von Helmut Dietl und Patrick Süskind erfundene Klatschreporter Baby Schimmerlos so etwas wie der Türsteher einer besseren Welt: einer Welt, von der nicht nur der Kleberfabrikant Heinrich Haffenloher („Ich scheiß dich zu mit meinem Geld“) magisch angezogen wurde, sondern auch das vom sogenannten deutschen Kinokomödienwunder enttäusche Publikum. Eine solche heitere Melancholie, einen derart bittersüßen Blick auf die unerfüllte deutsche Sehnsucht nach italienischer Gloria hatte man dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen eigentlich nicht zugetraut.
Das Gefühl, seine Heimat zu verlieren, konnte er unnachahmlich beschreiben
So wie man sich Helmut Dietl nicht außerhalb Münchens vorstellen kann, so konnte er wohl nur im Biotop des bayrischen Fernsehens aufblühen. Hier debütierte Dietl 1974 mit den „Münchner Geschichten“, einer Vorabendserie über einen proletarischen Lebenskünstler, der sich in seinem allmählich von der besseren Gesellschaft eroberten Viertel durchlaviert. Heute nennt man das Gentrifizierung, doch das Gefühl, seine Heimat zu verlieren, konnte Dietl schon unnachahmlich beschreiben, bevor Soziologen es auf den Begriff brachten.
„Der ganz normale Wahnsinn“ hieß Helmut Dietls nächste Serie – in ihr erzählt er von einem Journalisten, der davon träumt, ein Buch zu schreiben, während er in der Leserbrief-Redaktion feststeckt. Ein bisschen war dies wohl auch ein Selbstporträt, denn Dietl ging nach Hollywood, suchte das Weite, plötzlich war ihm Deutschland, ja sogar München, zu eng geworden. Aber nach einigen erfolglosen Jahren erkannte er, dass sich seine Talente am besten inmitten eines vertrauten Milieus entfalten. Als Dankeschön schenkte er seiner Heimatstadt München mit dem von Helmut Fischer gespielten Monaco Franze dessen schönsten Sohn.
Im November 2013 hatte Helmut Dietl selbst publik gemacht, dass er an Lungenkrebs leide, und die Heilungschancen auf unter zehn Prozent taxiert. „Ich möchte möglichst in Ruhe gelassen werden“, sagte er damals – nach einem Leben, das in gelegentlich unruhigen Bahnen verlief.
Helmut Dietl wurde 70 Jahre alt. Aber sein Werk wird leuchten, solange es München gibt.
Quelle: www.mz-web.de/Helmut_Dietl
Traueranzeige
08.04.2015 um 10:24 Uhr