Bernd Köhler

Man sieht langsam die Sonne untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Franz Kafka

Liebe Familie, liebe Freunde,

Ich halte diese Rede, obwohl mir die Trauer und der Schmerz eigentlich alle Worte genommen haben. Aber ich spüre doch, das es in Bernd`s Sinne gewesen wäre, dass wir das Geschehene hier und heute nicht stumm über uns ergehen lassen.

Auf Grund der momentanen Situation, bin ich froh, dass ich diesen Moment mit euch teilen darf. Wir sind heute hier zusammen gekommen, um meinem lieben Mann Bernd Köhler die letzte Ehre zu erweisen. Er war ein Mensch voller Energie und Lebensfreude. Mit seiner Hilfsbereitschaft und seiner fröhlichen Art hat er viele von uns angesteckt. Für Menschen die er liebte hat er alles gemacht und dabei auch selbst gern zurück gesteckt.

Ich habe mich dazu entschieden, die Rede über das Leben von Bernd selbst zu halten. Dies ist mein letztes Geschenk an meinen geliebten Mann, damit kann ich den unwiederbringlichen Verlust verarbeiten. Ich möchte gern mit euch gemeinsam einige Abschnitte seines Lebens Revue passieren lassen.

Bernd wurde am 27. März 1960 in Sangerhausen als Sohn von Edith und Heinz Köhler geboren. Seine Eltern weilen bedauerlicherweise schon 20 Jahre nicht mehr unter uns.

Da seine Mutti zu Hause war, brauchte Bernd nicht in den Kindergarten und baute daraufhin eine sehr innige Beziehung zu ihr auf. Aus dieser Bindung resultierte der familiäre Zusammenhalt, welcher ihm immer sehr wichtig war.

Zwei Jahre hatte er seine Familie für sich, wo Bernd von jedem verwöhnt und geliebt wurde.

Dann wurde seine kleine Schwester Sabine geboren. Von nun an gab es die Köhlerkinder fast nur im Doppelpack. Deshalb kannst du Sabine besondere Momente mit Bernd teilen, wie zum Beispiel...

gemeinsam mit ihm in der Gummikarre sitzend auf dem Weg zum Garten zu Opa Karl und Oma Erna,

bei den vielen Ausflügen mit Tante Elfriede und Onkel Gustav oder später mit den Kumpels in der Freizeit.

Seine Ferien verbrachte er oft in Hayn bei Tante Gerda und Onkel Wilfried oder als fünftes Kind bei Tante Ilse in Sylzhayn. Bernd hat durch seine Frohnatur alle zum Lachen gebracht. Er war ein fröhliches und liebes Kind, einfach bei jedem beliebt.

Erinnern möchte ich auch, wie Opa Wilhelm Bernd liebevoll immer Stift nannte. Der Opa nahm ihn oft zum Fußball ins Friesenstadion mit, wo Bernds Interesse und Liebe zum Sport geweckt wurde, denn er liebte es jegliche Art von Sportunterhaltungen zu sehen und zu kommentieren.

Bernd verbrachte auch viel Zeit bei Oma Erna im Kiosk am Bahnhof, wo er ihr half Bockwürstchen zu verkaufen. Bockwürstchen aß er für sein Leben gern.

Von 1966 bis 1977 besuchte er die POS Wilhelm Pick in Sangerhausen. Das lernen viel ihm nicht leicht, deshalb durfte er eine Ehrenrunde drehen.

Auch erwähnen möchte ich , das Bernd im Knabenchor des Kulturhauses der Bergarbeiter“Thomas Münzer“ Sangerhausen mit sang. Erst als der Chorleiter Dagobert Müller wegzog, löste sich der Chor auf. Bernd war der kleinste Sänger und stand deshalb bei Auftritten immer in der ersten Reihe. Der Knabenchor nahm 1974 sogar eine Schallplatte auf. Auch im Chorlager verbrachte Bernd gern seine Ferien.

Lied: Tattoos CD 1: Titel 15 : Nessaja

Nach der Schulzeit begann auch für Bernd der Ernst des Lebens. Er erlernte den Beruf des Industriemechanikers in der VEB Lederwarenfabrik Sangerhausen von 1977 bis 1979.

Nach seiner Ausbildung trat er für drei Jahre seinen Dienst bei der NVA bei der Grenzbrigade Küste in Gralmüritz und Kühlungsborn an. Auch hier war er anerkannt und beliebt. Was sich so zeigte das er Zwecke gerufen wurde. Seinen Dienst verrichtete er auf seinem Leuchtturm, worüber er einige Geschichten erzählen konnte. Einen bleibenden Eindruck hinterließ er, indem er seinen Spitznahmen in sein Gewehrkolben schnitzte.

Nach vielen Jahren zog es ihn an die Ostsee zurück. 2017 suchten wir noch einmal Gralmüritz auf. Wir konnten auch seine Kaserne sehen , welche heute zu einem Urlaubsdomizil umgebaut wurde. Es bedeutete Bernd sehr viel, zu sehen was sich über die Jahre alles verändert hat, leider wurde sein Turm kurze Zeit vorher abgerissen.

Nach seinem Dienst bei der NVA kehrte Bernd in die Lederwarenfabrik zurück. Dort arbeitete er bis 1991. Er war ein erfolgreicher, anerkannter und geachteter Kollege. In seiner Brigade herrschte ein besonderer Zusammenhalt, weshalb aus Kollegen enge Freunde wurden. Diese Freundschaften bestehen bis heute. Zweimal im Jahr trafen wir uns mit der ganzen Gruppe in Edersleben in der Sportlergaststätte um Erinnerungen auszutauschen und sich einfach zu sehen.

Sozial und gesellschaftlich engagierte sich Bernd sehr. Als FDJ – Sekretär organisierte er viele Jugendtreffen. Auch hier entstanden viele Freundschaften.

1982 kam dann seine Nichte Susi zur Welt. Nun drehte sich sein Handeln oft um sie. Er ließ es sich nicht nehmen die kleine im Krankenhaus schon willkommen zu heißen.Was ja , wie wir wissen nicht so einfach war. Er verbrachte viel Zeit mit ihr, gerne nahm er sie mit auf den Fußballplatz, oder kam mit ihr zu unserer Weihnachtsfeier im Betrieb. Als 1988 Toni geboren wurde, kümmerte sich Bernd auch liebevoll um ihn. Er war ein stolzer Onkel.

Während der Zeit in der Lederwarenfabrik lernten wir uns kennen. Wir als Klicke von 6 Freunden, Anja, Thomas, Bowdi, Asche, Bernd und ich haben so manche Partys gefeiert, was immer mit vielen Ausflügen verbunden war. 1990 und 1991 mieteten Bernd und Bowdi einen Wohnwagen am Jersleber See von VEB Lederwaren.

Dort hat es dann zwischen uns beiden gefunkt. Wir wussten, das wir zusammen gehören und ein gemeinsames Leben aufbauen wollen.

Lied: Unplugged CD 1: Titel 13: Room with a view

Unsere Freude war groß, als im Oktober 1992 unsere Tochter Franziska geboren wurde. Bernd kümmerte sich rührend um sein Töchterchen, er nannte sie immer liebevoll Franz. Als wir erfuhren das wir bald zu viert sein werden, entschlossen wir uns, am 16. April 1993 in Roßla zu heiraten. Perfekt wurde unser Glück, als im September 1993 unser Sohn Christian auf die Welt kam.

Bernd war sehr gerührt und aufgeregt, dass er bei der Geburt mit im Kreissaal sein durfte.

Er hat beide liebevoll aufgezogen, mit ihnen gelacht und geweint, ihnen zugehört und sie auch in schwierigen Situationen unterstützt. Bernd hat beide geliebt und akzeptiert, wie sie sind, auch wenn es nicht immer leicht war. Doch auch in diesen Stunden konnten sich Franzi und Christian stets auf ihn verlassen. Er unterstützte sie auf ihren Weg und hat sie zu den wunderbaren Menschen gemacht, die sie heute sind. Sein Denken und Handeln galt nie sich selbst, sondern immer seiner Familie. Bernd war stolz auf seine Kinder.

1992 bot sich die Gelegenheit den Wohnwagen am Jersleber See zu kaufen. Wir überlegten nicht lang und errichteten dort unser eigenes kleines Paradies. Es wurde unser zweites zu Hause. Am See verbrachten wir viele glückliche Stunden. Immer wieder werden wir zurück blicken, wie unsere Kinder dort behütet aufwuchsen. Ziemlich schnell wurde uns nachgesagt, Köhlers kommen mit Hänger, dann bleiben sie länger.

Auch hier war Bernd immer gern gesehen und wir knüpften viele Freundschaften, die bis heute andauern. Vor allem mit Aribert und Elke haben wir viel gelacht und so manche schöne Stunde verbracht.

Aus gesundheitlichen Gründen war Bernd seit 2011 Frührentner. Dadurch hatte er die Gelegenheit die Saison von April bis Oktober auf seinem Campingplatz in vollen Zügen zu genießen. Er nannte sich gern Bürgermeister vom Jersleber See.

Bernd seine Hobbys waren neben dem Camping, nicht nur Sportveranstaltungen jeglicher Art zu verfolgen, sondern auch die große Liebe zur Musik. Das er riesen Fan von Peter Maffay war, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Wir nutzten viele Gelegenheiten um sein Idol live zu erleben, ob es Halle, Leipzig, Magdeburg oder Erfurt war, uns war kein Weg zu weit. Einmal hatten wir die Chance, Peter Maffay bei einer Autogrammstunde, persönlich zu treffen. Bernd war sehr aufgeregt, was sollte er für Platten mitnehmen zum signieren oder was könnte er Peter Maffay fragen. Das er seinen Peter mal persönlich treffen sollte, war ein außergewöhnliches Erlebnis für ihn. Darüber hat er auch stolz berichtet.

Als wir seine Cousine Angela bei einem Konzert trafen und erfuhren, das sie auch Fan ist, freute Bernd sehr.

Nun möchte ich meine Ausführungen beenden. Ich könnte noch Stunden erzählen. Bernd sagte einmal es gibt so viel Musik und Erinnerungen, das es mehrere Tage dauern könnte, um sich zu verabschieden.

Am 26. April 2020 ist Bernd von uns gegangen. Er verlor den Kampf gegen seine Krankheit. Gehen wir nun gemeinsam das Letzte Stück.

Lied : Tattoos: Titel 5: Über sieben Brücken mußt du gehn

An der Grabstelle: Lied Wenn das so ist :

Titel 11 : Nah mei mir

Titel 12: Las mich in dein Herz

Titel 15: Halleluja