Pierre Brice

Pierre Brice

* 06.02.1929
† 06.06.2015
Erstellt von abschied nehmen
Angelegt am 10.06.2015
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Über den Trauerfall (2)

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10.06.2015 um 08:42 Uhr
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Pierre Brice

10.06.2015 um 08:42 Uhr

 

Pierre Brice gehörte zu einer westdeutschen Kindheit der 60er und 70er Jahre wie Ahoi-Brause und Franz Beckenbauer. Damals gab es in den Städten noch Vorortkinos, und wenn am Sonntagvormittag zum Auftakt von „Der Schatz im Silbersee“ Winnetou und Old Shatterhand die Farm von Mrs. Butler retteten, riss es diese Kinder aus den Kinosesseln und sie feuerten ihre seltsam altmodischen Helden an. Mit Winnetou und Old Shatterhand war immer Sonntag.


Lex Barker, der Old Shatterhand spielte, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Star. Er hatte Tarzan, den Wildtöter in „Lederstrumpf“ und andere Naturburschen verkörpert und konnte gut reiten. Der 1929 in Brest geborene Franzose Pierre Brice hingegen war ein Niemand, hatte keine Ahnung von Pferden und mochte Western nicht. Obendrein war ihm verborgen geblieben, wer dieser Karl May war, dessen Bücher die Deutschen nun verfilmen wollten und dafür den Wilden Westen im jugoslawischen Kaarstgebirge nachstellten. All diese eher unvorteilhaften Voraussetzungen konnten indes nicht verhindern, dass Winnetou die Rolle seines Lebens wurde. Ja, wohl kaum ein zweiter Schauspieler wurde so sehr mit einem filmischen Charakter identifiziert wie Brice mit dem edlen Indianerhäuptling: Zwei Blutsbrüder sozusagen, die zwischen 1962 und 1968 in elf Karl-May-Filmen vor der Kamera standen und auch in den Jahrzehnten danach im öffentlichen Bewusstsein miteinander verschmolzen blieben.


Im Zweiten Weltkrieg kämpfte der junge Pierre Brice aufseiten der Résistance. In den Indochinakrieg zog er als Freiwilliger, in Algerien war er als Fallschirmjäger im Einsatz. Brice war ein französischer Patriot, ein Gaullist, einer, der sein Vaterland bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens liebte, und so entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ihn später die Franzosen als Schauspieler verschmähten, während er ausgerechnet bei den Deutschen zu einer Berühmtheit avancierte – zum größten Indianer der Bundesrepublik.


In seiner Autobiografie „Winnetou und Ich“ behauptet Pierre Brice zwar, es habe für ihn ein Leben vor und eines nach dem Häuptling gegeben – doch es fällt schwer, das zu glauben. Schon weil Brice selbst nach dem Ende der Filmserie wieder zu Winnetou zurückkehrte und bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg und im sauerländischen Elspe mitmischte. Gastspiele auf dem „Traumschiff“ und in anderen Fernsehserien waren da eher Nebensache, so als wolle sich auch Winnetou mal ein paar Tage Urlaub gönnen.


In Erinnerung bleiben seine Auftritte in deutschen Fernsehshows, die seine Karriere flankierten. Ernst und gefasst trat Pierre Brice den Carrells und Gottschalks dieser Welt entgegen, so dass man sich nicht gewundert hätte, wenn ein „Howgh“ von seinen Lippen gekommen wäre. Im Alter von 86 Jahren ist dieser Mann, der so unerschütterlich Winnetou war, bei Paris gestorben. Sein Grab wird in Bayern liegen, woher seine deutsche Frau stammt.

 

Quelle: www.mz-web.de/pierre-brice