Hellmuth Karasek

Hellmuth Karasek

* 04.01.1934
† 29.09.2015
Erstellt von abschied nehmen
Angelegt am 05.10.2015
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Hellmuth Karasek

05.10.2015 um 13:12 Uhr

 

Hellmuth Karasek hat viele Leben gelebt. Er hat das lustvoll getan. Jedenfalls verstand er wie wenige andere, diesen Eindruck zu vermitteln. Er mochte es, die großen Autoren, die schönen Schauspielerinnen, die strengen Regisseure zu kennen. Wenn er von Fritz Kortner sprach, wurde ich neidisch, dass ich ihn nicht kennen gelernt hatte. Neid scheint Karasek fremd gewesen zu sein. Das hing wohl damit zusammen, dass er fand, aus seinem Vorrat an Gaben das Beste herausgeholt zu haben.

Karasek war kein brillanter Schreiber. Er war kein scharfsinniger Kopf. Er war witzig. Vor allem aber war er klug. So klug, dass er wusste, wo er sich zurückziehen musste und wo er glänzen konnte. Er hatte keine Schwierigkeiten damit, anderen den Vortritt zu lassen. Er liebte zu lieben. Und er war treu. Billy Wilder zum Beispiel. Gibt es auch nur eine einzige Bemerkung von Karasek, die darauf schließen lässt, er habe Billy Wilder nicht nur für ein Genie gehalten? Spricht er irgendwo über Längen und Klischees bei Billy Wilder?

Hellmuth Karasek hatte als Theaterkritiker der Zeit sich eingesetzt für die damalige Moderne. Für Peter Stein, Peter Zadek, Klaus Peymann. Er war einer der besten, einer der effektivsten Trompeter der neuen Hochkultur. Natürlich war er nicht so gut wie Joachim Kaiser, so brillant wie F.J. Raddatz. Aber er verstand sich auf den Zugang zum Machthaber. Dass ausgerechnet Hellmuth Karasek Kulturchef des Spiegel wurde hatte aber noch mit etwas anderem zu tun: Karasek war frei vom Hochmut vieler Propagandisten der Hochkultur. Für ihn konnte ein Koch ein Künstler sein und so sehr er sich auf die kritische Avantgarde der 60er Jahre verstand, so sehr schätzte er auch traditionellen Spieler. Er wusste auch noch in den Schmierenkomödien die schlechten von den guten zu unterscheiden.

Bei Karasek lief das darauf hinaus, auch in Inszenierungen des leisen Rudolf Noelte Elemente von exhibitionistischem Showbiz zu sehen und im Showbiz das Menschliche. Wer darin nichts erkennt als Schwäche, der wird blind sein für Karaseks Qualitäten. Hellmuth Karasek war ein E-Feuilletonist, der niemals vergaß, dass es immer auch um U ging. Die strikte Unterscheidung von Ernst und Unterhaltung war seine Sache nicht. Niemals gewesen.

Als mit der Einführung des Privatfernsehens die Rolle des U immer größer wurde, als aus der Kultur- eine Unterhaltungsindustrie geworden war, da war Hellmuth Karasek einer der wenigen Feuilletonisten, die davon nicht auf dem falschen Fuß erwischt wurden, sondern erleichtert aufatmeten, endlich ihre beiden Beine benutzen zu dürfen.

Allerdings war er da schon sechzig und seine Witze eher noch älter. Auch sein Ernst lugte hinter den Kulissen einer vergangenen Zeit neugierig hervor in die ihn befremdende aber sichtlich auch erregende Gegenwart. Aber er verkroch sich nicht in den Schmollwinkel des Alters, sondern hatte seinen Spaß daran, diese neue Welt mit sich und seinen alten Göttern und Halbgöttern zu konfrontieren. Dafür wurde er geachtet und – ein großes Wort – geliebt.

 

Quelle: www.mz-web.de/hellmuthkarasek